Bände der Edition

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Hier finden Sie nähere Angaben zu allen 11 Bänden der Edition

Band 1: 1789-1792

Der erste Band der Editionsreihe ist erschienen. Der von Prof. Dr. Wilfried Reininghaus und Dr. Hertha Sagebiel bearbeitete Band umfasst die Tagebücher von 1789 bis 1792 und wird durch ältere Reiseberichte und Vinckes Abituraufsatz ergänzt. Vincke war zu der Zeit Schüler des Pädagogiums in Halle, wo er 1792 das Abitur absolvierte. Die Tagebücher dokumentieren u. a. Vinckes Reisen nach Göttingen und Kassel, seinen Aufenthalt in den Franke’schen Anstalten in Halle sowie Besuche in Potsdam und Berlin. Die Tagebucheinträge vermitteln ein lebendiges Bild des jugendlichen Vincke, den sie als politisch, wirtschaftlich und kulturell höchst interessierten jungen Menschen zeigen. Der Band ist über den Buchhandel zu beziehen.

Die Tagebücher des Ludwig Freiherrn Vincke 1789-1844, hg. v. Verein für Geschichte und Altertumskunde Westfalens, Abt. Münster, Historische Kommission für Westfalen und Landesarchiv NRW, Bd. 1: 1789-1792, bearb. v. Wilfried Reininghaus und Hertha Sagebiel, Münster 2009.

ISBN 978-3-402-15740-4, 29,80 €

Band 2: 1792-1793

Freiherr Ludwig Vincke (1774–1844) war ein fleißiger Mann, nicht nur beruflich, sondern auch beim Schreiben seiner Tagebücher. In seiner Jugend begann er mit den täglichen Aufzeichnungen, die er bis zu seinem Tod fortführte. Überliefert sind 24 Tagebücher, die in einem gemeinschaftlichen Projekt vom Verein für Geschichte und Altertumskunde Westfalens, Abt. Münster, der Historischen Kommission für Westfalen und dem Landesarchiv NRW ediert werden. Soeben ist Band 2 erschienen, der die Studienzeit Vinckes in Marburg (1792–1793) beinhaltet. Der Student Vincke nahm am Marburger Universitäts- und Gesellschaftsleben teil. Eng waren seine Beziehungen zu seinem akademischen Lehrer Jung-Stilling und zu den vielen Kommilitonen. Seinem Tagebuch vertraute er seine – letztlich unglückliche – Liebe zu Marianne an, einem Mädchen aus einem Marburger Hause, in dem er verkehrte. Vinckes Aufzeichnungen spiegeln zudem aktuelles Zeitgeschehen wider, etwa die Feldzüge der französischen Revolutionstruppen im mittleren Deutschland und die Belagerung der von Franzosen besetzten Stadt Mainz. Er modifizierte in dieser Zeit seine Haltung zur Französischen Revolution. Vinckes zahlreiche Reisen machen das Tagebuch auch zu einer kulturgeschichtlichen Quelle von einigem Rang. Durch die vorliegende Edition, die hauptverantwortlich von Wilfried Reininghaus bearbeitet wurde, sind die Tagebücher erstmals einer breiten Öffentlichkeit zugänglich. In der Reihe sind bereits Band 1 (1789–1792) und Band 5 (1804–1810) erschienen.

Die Tagebücher des Ludwig Freiherrn Vincke 1789–1844, Bd. 2: 1792–1793, bearbeitet von Wilfried Reininghaus unter Mitarbeit von Hertha Sagebiel, Tobias Meyer-Zurwelle und Tobias Schenk, Münster 2011.

ISBN 978-3-402-15741-1, 44,00 €

Band 3: 1793-1800

Das vorliegende Tagebuch umfasst die Lebensphase des 19 bis 26-jährigen Ludwig von Vincke. Es gewährt Einblicke in seine Erlanger und Göttinger Studentenzeit, in der Vincke viele Persönlichkeiten kennenlernt, die den preußischen Reformprozess im Vormärz bestimmen werden. Zugleich wird seine enge Verbundenheit mit dem preußischen Westfalen erkennbar, für das er jugendliche Zukunftsvisionen entwirft.

Vincke unternimmt in dieser Zeit seine ersten großen Auslandsreisen nach Österreich-Ungarn und England. Die Reisen schulen sein Gespür für die Sozialfürsorge im Armen-, Behinderten,- und Strafvollzugsbereich und wecken sein Interesse für den technologischen Fortschritt, insbesondere im agrarischen Bereich. Als Referendar der Kurmärkischen Kammer in Berlin im Juli 1795 profiliert er sich als Experte in der Schafzucht und der Wollverarbeitung. Vinckes Tätigkeit als Landrat in Minden ab 1799 führt indessen zur Desillusionierung. Das Amt bietet ihm nicht die erhoffte freie Entfaltungsmöglichkeit in einem lokalen Rahmen. Überschattet wird die Tätigkeit durch Vinckes illusionäre Liebes- und Heiratserwartungen. Weite Teile der Aufzeichnungen seiner Bemühungen um Marianne von Cronenberg und vor allem um Amalie Hass lassen die Erwartungshaltung an ein vollkommenes Beziehungsglück erkennen. Hier erweist sich Vincke noch als Zeitgenosse der Epoche der Empfindsamkeit. Ersichtlich wird dabei auch seine strikte Achtung der väterlichen Autorität.

Die Tagebücher des Ludwig Freiherrn Vincke 1789-1844, hg. v. Verein für Geschichte und Altertumskunde Westfalens, Abt. Münster, Historische Kommission für Westfalen und Landesarchiv NRW, Bd. 3: 1793-1800, bearb. v. Horst Conrad, Silvia Dethlefs und Hertha Sagebiel, Münster 2020.

ISBN: 978-3-402-15742-8, 84,00 €

Band 4: 1800-1804

Die Tagebucheintragungen Ludwig Vinckes zwischen dem Herbst des Jahres 1800 und dem Herbst des Jahres 1803 sind bestimmt durch die traumatische Erfahrung seiner gescheiterten Beziehung zu Malchen Hass, nun verehelichte von Rohr. Gewerblich motivierte Inspektionsreisen in die Grafschaft Mark und das Herzogtum Berg sollten dazu verhelfen, die Krise zu überwinden. Hierzu diente auch seine Beauftragung durch den preußischen Staat, Merino Schafe in Spanien zu kaufen, die man für die Veredelung der eigenen Wollzucht benötigte.

Auf seiner nach dem Englandaufenthalt zweiten großen Auslandreise erlebte er in Paris das Abebben der Revolutionsbegeisterung und den Aufstieg Napoleons, dessen Alleinherrschaftsanspruch er genau erspürte. Die Kaufverhandlungen in Spanien und die anschließende private Reise durch die iberische Halbinsel entwickelten sich zu einer der kritischsten Analysen der dortigen politischen und sozialen Verhältnisse im ausgehenden Ancien Régime. Der Erfolg der Ankaufsverhandlungen und der geglückte Seetransport der Herde verstärkten in den Berliner Ministerien die Auffassung, dass Ludwig Vincke für höhere Aufgaben geeignet war.

Zurückgekehrt nach Hausberge und Minden wurden die letzten Monate seiner dortigen Amtstätigkeit überschattet durch eine unerwiderte Liebe zu einer Quernheimer Stiftsdame. Seine Berufung zum Präsidenten der Kriegs- und Domänenkammer in Aurich halfen ihm, auch diese Krise zu überwinden. Seine nur kurze amtliche Tätigkeit in Ostfriesland wird er einige Jahre später als die bisher glücklichsten Jahre seines Lebens bezeichnen.

Die Tagebücher des Ludwig Freiherrn Vincke 1789-1844, hg. v. Verein für Geschichte und Altertumskunde Westfalens, Abt. Münster, Historische Kommission für Westfalen und Landesarchiv NRW, Bd. 4: 1800-1810, bearb. v. Horst Conrad, Münster 2022.

ISBN: 978-3-402-15743-5, 80,00 €

Band 5: 1804-1810

Die Jahre zwischen 1804 und 1810 zählen wohl zu den unruhigsten und unsichersten im Leben des Freiherrn Ludwig Vincke. Im November 1804 als Nachfolger des Freiherrn vom Stein mit der Leitung der Kammerdepartements Hamm und Münster betraut, war er ehrlich und aufrichtig bemüht, die Bevölkerung des ehemaligen Fürstbistums mit den neuen Verhältnissen auszusöhnen. Nach der Entlassung durch die französische Besatzungsmacht im März 1807 reiste er eigenmächtig nach England und warb dort vergeblich um militärische Hilfe für Preußen. Im Auftrage Steins arbeitete er dann an mehreren Denkschriften für das Reformwerk. Zögernd nur übernahm Vincke im Februar 1809 das Präsidium der kurmärkischen Kammer. Immer noch hoffte er, auf seinen Posten in Westfalen zurückzukehren, bis der Friede von Schönbrunn die letzte Aussicht darauf vernichtete. Dieses und der Wunsch nach einem Familienleben mit Eleonore v. Syberg, veranlassten ihn, im April 1810 aus dem preußischen Staatsdienst auszuscheiden.

In den Tagebüchern schlagen sich Stimmungen und Enttäuschungen nieder. Es wird deutlich, nach welch strengen Maßstäben Vincke das eigene Wirken beurteilte. Die Aufzeichnungen zeigen aber auch, wie sehr ihn neben den eigentlichen Verwaltungsaufgaben soziale Einrichtungen, die allgemeine Ökonomie und Technik und vor allem Fragen der modernen Landwirtschaft beschäftigten.

Die Tagebücher des Ludwig Freiherrn Vincke 1789-1844, hg. v. Verein für Geschichte und Altertumskunde Westfalens, Abt. Münster, Historische Kommission für Westfalen und Landesarchiv NRW, Bd. 5: 1804-1810, bearb. v. Hans-Joachim Behr, Münster 2009.

ISBN 978-3-402-15744-2, 39,80 €

Band 6: 1810-1813

Die Tagebuchaufzeichnungen Jahre 1810 bis 1813 beinhalten die einzigen Jahre in Ludwig Vinckes Leben in denen er als Privatmann wirtschaftete. Nach seinem Rückzeug aus dem preußischen Dienst heiratete er im Mai 1810 seine erste Frau Eleonore. Die Hochzeitsreise führte sie in die Schweiz. Beide hielten ihre Eindrücke in eigenen Tagebuchaufzeichnungen fest, die in diesem Band gegenüber gestellt werden.

Nach der Hochzeitsreise erfüllte Vincke sich einen seiner Lebenswünsche, als Landwirt und Familienvater tätig werden zu können. Die Ehe mit Eleonore von Syberg ermöglichte ihm, das Gut Ickern bei Castrop zu pachten. Die unterschiedlichen Erwartungen der beiden Neuvermählten an das Eheleben führten indessen früh zu Reibungen.

Als Landwirt hatte Vincke sich mit den Agrarreformen des Großherzogtums Berg auseinander zu setzten. Dem Umwandlungsprozess der gutsherrlich-bäuerlichen Verhältnisse in landwirtschaftliches Eigen Gut begegnete Vincke mit unerwarteter Resistenz. Er gehörte zu den aktiven Gegnern der Reformbürokratie. Politisch fand er sich indessen mit der neuen napoleonischen Landesherrschaft ab. Er wurde ein zwar inaktiver aber loyaler Bürger des Großherzogtums. Die verbreitete Ansicht, Vincke habe in dieser Zeit insgeheim die Insurrektion vorbereitet erweist sich als Geschichtslegende. Auch seine vielzitierte „Verhaftung“ 1813 widersprach dem nicht. Vincke fühlte sich völlig zu Recht unschuldig verfolgt.

Dennoch sind die Jahre zwischen 1810 und 1813 von einem schwelenden Konflikt geprägt. Seinem ursprünglichen Lebensziel, sich im öffentlichen Dienst dem Gemeinwohl zu verpflichten stand der Rückzug ins Privatleben entgegen. Bereits sein Demissionsgesuch 1810 stand unter diesem Zwiespalt. Das Jahr 1813 brachte die Umkehr. Vinckes Entscheidung zur Rückkehr in den preußischen Staatsdienst nach der Völkerschlacht bei Leipzig wurde von Skrupeln geprägt. Der Schritt, der ihn in seiner weiteren Laufbahn zu einem Mythos eines regionalen Beamten werden ließ, wurde von Zweifeln und Unwägbarkeiten geprägt.

Die Tagebücher des Ludwig Freiherrn Vincke 1789-1844, hg. v. Verein für Geschichte und Altertumskunde Westfalens, Abt. Münster, Historische Kommission für Westfalen und Landesarchiv NRW, Bd. 6: 1810-1813, bearb. v. Horst Conrad und Silvia Dethlefs und Christine Schedensack, Münster 2022.

ISBN: 978-3-402-15745-9, 74,00 €

Band 7: 1813-1818

Dieser Band ist ein unveränderter Nachdruck der bereits 1980 erschienenen Tagebuchedition, die – bearbeitet von Ludger Graf von Westphalen – den Zeitraum vom 1.11.1813 bis zum 1.1.1819 umfasst. Ludwig Vincke hatte sich 1810 aus preußischen Diensten verabschiedet, geheiratet und lebte als Gutsherr auf Haus Ickern. Erst die Vertreibung der Franzosen aus Nordwestdeutschland ebnete ihm den Weg zurück in die Dienste der Allgemeinheit, die er während der französischen Besatzung nicht zu leisten bereit gewesen war. Zunächst als Zivilgouverneur, dann als Oberpräsident der 1815 neu geschaffenen Provinz Westfalen stellte er fortan seine Schaffenskraft in den Aufbau und die Weiterentwicklung eines modernen Westfalens.

Bereits die erste Auflage der Edition ist ergänzt durch eine Auswahl an Briefen, die Vincke in den Jahren 1813–1818 erhalten hat und die im Zusammenhang mit seinen Tagebucheinträgen stehen. Sie sind in diesem Band ebenfalls unverändert nachgedruckt.

Die Tagebücher des Ludwig Freiherrn Vincke 1789-1844, hg. v. Verein für Geschichte und Altertumskunde Westfalens, Abt. Münster, Historische Kommission für Westfalen und Landesarchiv NRW, Bd. 7: 1813-1818, bearb. v. Ludger Graf von Westphalen, Münster 2019.

ISBN 978-3-402-15746-6, 86,00 €

Band 8: 1819-1824

Aus dem Tagebucheintrag Vinckes vom 1. Januar 1819 spricht seine tiefe Enttäuschung über die Entwicklung Preußens. Die vom König versprochene schriftliche Verfassung und die Einberufung einer allgemeinen Landesrepräsentation ließen auf sich warten. Selbst in der Verwaltung gab es kaum Forstschritte. Zwar hatte man 1815 begonnen, die Landesteile einheitlich zu organisieren und in den vergrößerten Staat zu integrieren, der Fortgang der Reformen aber war ins Stocken geraten. Nach der Entlassung aller Vertreter der Reformpartei aus ihren Staatsämtern dachte Vincke daran, sich zurückzuziehen. Er hielt es aber dann doch für seine Pflicht, abzuwarten, bis weitere Teilnahme ein Verbrechen, eine Gewissenssache wurde, wenn etwa neue Steuern ohne ständische Beteiligung ausgeschrieben werden sollten, wenn den oberen Beamten auferlegt, direkt mitzuwirken zu andern Maßregeln, welche jedem rechtlichen Mann verächtlich sein müssen. Ständig schwankte er zwischen Pflicht und Neigung. Keinesfalls wollte er in den Ruf geraten, für das Übel mitverantwortlich zu sein.

Er nahm an den Beratungen im Staatsrat und in den Kommissionen über Landgemeindeordnung und provinzialständische Verfassung teil, konnte seine Vorstellungen aber nicht durchsetzen und erlebte nur Enttäuschungen. Auch gelang es ihm trotz aller Bemühungen nicht, die Position des Oberpräsidenten wesentlich zu stärken oder gar eine Immediatstellung zum König zu gewinnen. Aber er war Westfalen von Jugend an eng verbunden, hatte hier erfolgreich gewirkt. Dieses und sein preußischer Patriotismus machten es ihm schließlich doch nicht schwer, sich mit dem Amt auszusöhnen.

Die Tagebücher des Ludwig Freiherrn Vincke 1789-1844, hg. v. Verein für Geschichte und Altertumskunde Westfalens, Abt. Münster, Historische Kommission für Westfalen und Landesarchiv NRW, Bd. 8: 1819-1824, bearb. v. Hans-Joachim Behr, Münster 2015.

ISBN 978-3-402-15119-8, 79,00 €

Band 9: 1825-1829

Den Eintritt in das Jahr 1825 verbrachte Vincke wieder in Berlin mit Beratungen im Staatsrat über Finanz- und Steuerfragen. Immer noch fand er sich nach Ausweis des Tagebuchs „in dem Zustande der verzweifelnden Unruhe über die Lage unserer öffentlichen Angelegenheiten“. Zurück in Münster beschäftigten ihn Verwaltungsorganisation, Kommunalordnung und Ablösungsordnung. Im September 1826 starb seine Frau Eleonore. Ihr Verlust bedeutete einen tiefen Einschnitt in seinem Leben. Die Gesundheit Eleonores war nie sehr stabil gewesen. Ende Mai 1825 mehrten sich die Anzeichen einer galoppierenden Schwindsucht, die schließlich zu ihrem Tode führte. Seine Schwestern rieten schon der Kinder wegen zu einer baldigen Wiederverheiratung und hatten mit Louise von Hohnhorst auch bald eine Partnerin für ihn bereit. Mit ihr ging Vincke im September 1827 eine neue Ehe ein.

Im Oktober 1826 konnte Vincke als Landtagskommissar im Schloss zu Münster den 1. Westfälischen Provinziallandtag eröffnen. Obwohl die Tätigkeit ihm „großen Genuß“ gewährt hatte, wollte er für den auf 1828 angesetzten 2. Provinziallandtag von dem Amt befreit werden. Der Grund waren Streitigkeiten mit dem Landtagsmarschall Freiherrn vom Stein, die nur formal beigelegt wurden. Die Neukatastrierung der Provinz seit 1820 hatte vielfach zu höheren Steuereinschätzungen geführt und den Widerstand der Grundbesitzer hervorgerufen. Da sich Stein zu ihrem Wortführer machte, den Beamten die sachliche Qualifikation absprach und auch den Oberpräsidenten persönlich angriff, wurde das bis dahin herzliche Verhältnis der beiden um Westfalen hochverdienten Männer zueinander auf lange Zeit beschädigt.

Die Tagebücher des Ludwig Freiherrn Vincke 1789-1844, hg. v. Verein für Geschichte und Altertumskunde Westfalens, Abt. Münster, Historische Kommission für Westfalen und Landesarchiv NRW, Bd. 9: 1825-1829, bearb. v. Hans-Joachim Behr, Münster 2015.

ISBN 978-3-402-15120-4, 72,00 €

Band 10: 1830-1839

Die 30er Jahre im Leben des Oberpräsidenten scheinen auf den ersten Blick wenig spektakulär. Die großen politischen Entscheidungen im Staatsleben sind gefallen und die Weichenstellungen für die Organisation der preußischen Verwaltung sind prinzipiell geregelt. Politisch brisant bleibt die Frage des unerfüllten Verfassungsversprechens des Königs, das auf dem 3. Provinziallandtag 1830/31 diskutiert wird und die beiden Repräsentanten Westfalens, den Freiherrn vom Stein als Landtagsmarschall und Vincke als Landtagskommissar, in eine schwierige Situation gegenüber der preußischen Staatsregierung bringt. Als „Auftakt zum Vormärz“ kommt diesen Vorgängen überregionale Bedeutung zu. Kirchenpolitische und konfessionelle Probleme bieten weiteren Konfliktstoff. Eine neue Kirchenordnung für die evangelische Kirche stößt in den westlichen Provinzen Preußens auf Widerstand und der Umgang mit den katholischen Untertanen führt im Krisenjahr 1837 zu den sog. „Kölner Wirren“.

Privat hat Vincke nach dem tiefen Einschnitt durch den Tod seiner ersten Frau Eleonore von Syberg sein Leben neu geordnet. Er findet neues Familienglück mit seiner zweiten Ehefrau Luise von Hohnhorst, die ihm in den 30er Jahren fünf Töchter schenkt, während seine ältesten Söhne Georg und Gisbert ihre beruflichen Laufbahnen einschlagen und die älteste Tochter Mina heiratet.

Als Oberpräsident prinzipiell für alle Probleme Westfalens zuständig, ist Vincke in den 30er Jahren unermüdlich zu Fuß, zu Pferde, mit der Postkutsche, dem Schiff oder der Bahn in der Provinz Westfalen unterwegs und befindet sich zeitweise monatelang in Berlin. Für das Wohl Westfalens setzt der Verwaltungsmann Vincke all seine Kraft und Zeit ein – häufig auf Kosten seines Privatlebens und seiner Gesundheit – und wird allmählich zur Integrationsfigur „seiner“ Provinz.

Die Tagebücher des Ludwig Freiherrn Vincke 1789-1844, hg. v. Verein für Geschichte und Altertumskunde Westfalens, Abt. Münster, Historische Kommission für Westfalen und Landesarchiv NRW, Bd. 10: 1830-1839, bearb. v. Heide Barmeyer-Hartlieb, Münster 2018.

ISBN 978-3-402-15749-7, 88,00 €

Band 11: 1840-1844

Bis in seine letzten Tage folgte Vincke dem Grundsatz „ Müßigkeit vermeiden, keine Zeit für Zerstreuungen verschwenden“. Unermüdlich war er in seiner Provinz unterwegs, beschäftigt mit wirtschaftlichen Fragen, dem Ausbau der Infrastruktur, Ordnung des Armenwesens und sozialen Einrichtungen. Jeder neue Straßenabschnitt wurde nach seiner Fertigstellung von ihm persönlich kontrolliert. Manchmal erreichte er dabei die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit. Er verbuchte Erfolge, musste aber auch Enttäuschungen hinnehmen. So konnte er für die Köln-Mindenener Eisenbahn nicht die von ihm bevorzugte Linienführung über Hamm durchsetzen. Bei der Diskussion um die Westfälische Landgemeindeordnung. die seinen Vorstellungen zutiefst widersprach, musste er schrittweise seine Grundsätze aufgeben.

Dem Thronwechsel nach dem Tode Friedrich Wilhelms III. sah Vincke mit Besorgnis entgegen. Guten Willen wollte er dem Thronerben nicht absprechen, störte sich aber an dessen „poetischen Grillen“. So täuschte er sich auch, wenn er in der Einberufung der vereinigten Ausschüsse einen Beweis für Absichten des Königs sah, die ständischen Rechte zu erweitern. Friedrich Wilhelm IV. war zu sehr in provinzialständischen Vorstellungen befangen, um dem liberalen Drängen nach Verfassungsreformen nachzugeben.

Zu seinem ältesten Sohn Georg hatte Vincke ein besonders enges Verhältnis. Er war ihm Vertrauter und Ratgeber in dienstlichen wie privaten Angelegenheiten. Was den Vater jedoch bekümmerte, war sein Widerspruchsgeist, der auf dem Landtag zu einer offenen Auseinandersetzung zwischen Vater und Sohn geführt hatte.

Allmählich machte sich das Alter bemerkbar. Vincke klagte über zunehmende Schwerhörigkeit, die ihm Mühe machte, beim sonntäglichen Kirchenbesuch der Predigt zu folgen. Gerüchte von einer baldigen Pensionierung liefen um.

Am 3. November 1844 trat der Oberpräsident seine letzte Dienstreise nach Minden an, bei der er einen Schlaganfall erlitt, von dessen Folgen er sich nicht mehr erholte. Er starb am 2. Dezember 1844.

Die Tagebücher des Ludwig Freiherrn Vincke 1789-1844, hg. v. Verein für Geschichte und Altertumskunde Westfalens, Abt. Münster, Historische Kommission für Westfalen und Landesarchiv NRW, Bd. 11: 1840-1844, bearb. v. Hans-Joachim Behr und Christine Schedensack, Münster 2019.

ISBN 978-3-402-15750-3, 74,00 €